Pressemitteilung vom 03.07.2024 / KfW, KfW Research

KfW Research: KfW-ifo-Fachkräftebarometer - Fachkräftemangel von Branche zu Branche und regional sehr unterschiedlich ausgeprägt

  • Fachkräfteknappheit im Sommer 2024 durch schwache Konjunktur verringert, aber weiter auf hohem Niveau
  • 35 % der deutschen Unternehmen erleben Behinderung der Geschäftstätigkeit durch fehlendes Fachpersonal
  • Dienstleistungsbranche und Unternehmen in östlichen Bundesländern überdurchschnittlich stark betroffen

Der Fachkräftemangel in Deutschland hat, bedingt durch die Konjunkturschwäche, weiter abgenommen: Im 2. Quartal 2024 melden 35 % der Unternehmen im KfW-ifo-Fachkräftebarometer eine Behinderung ihrer Geschäftstätigkeit durch fehlendes Fachpersonal – das sind rd. ein Prozentpunkt weniger als im Januar 2024, dem Zeitpunkt der letzten Erhebung, und 15 Prozentpunkte weniger als im Juli 2022, als der Fachkräftemangel sein bisheriges Hoch seit Beginn der Befragung aufwies. Trotz des deutlichen Rückgangs bleibt der Fachkräftemangel im historischen Vergleich immer noch auf sehr hohem Niveau und damit weiter eine Herausforderung für die Wirtschaft.

Im Dienstleistungsbereich liegt die Fachkräfteknappheit weiterhin deutlich über dem Durchschnitt – 42 % der Unternehmen dieses Wirtschaftsbereichs sehen ihre Geschäftstätigkeit dadurch beeinträchtigt. Im Verarbeitenden Gewerbe waren mit 25 % dagegen deutlich weniger Unternehmen betroffen, denn die konjunkturelle Abschwächung hat seit Mitte 2022 vor allem in Industrieunternehmen die Arbeitskräftenachfrage verringert. Allerdings sind immer noch fast dreimal so viele Industrieunternehmen betroffen wie im langfristigen Mittel: Im Durchschnitt aller Quartale seit 1991 meldete jedes zehnte der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe Behinderungen durch fehlende Fachkräfte. Im Handel behinderte der Fachkräftemangel aktuell 28 % der Unternehmen. Im Einzelhandel lag der Anteil bei 30 %, im Großhandel und im Bauhauptgewerbe jeweils bei 27 %. Insgesamt waren im 2. Quartal 2024 kleine und mittlere Unternehmen mit 34 % etwas weniger betroffen als große Unter-nehmen (36 %).

Blickt man tiefer in die Branchen, so zeigt sich die Betroffenheit vom Fachkräftemangel stark ausdifferenziert: Besonders hohe Anteile betroffener Unternehmen melden aktuell Rechts- und Steuerberater und Wirtschaftsprüfer mit 71 %. Mehr als 50 % waren es unter den Betrieben der Gebäude- und Gartenbetreuung sowie des Landverkehrs (Straße, Schiene), bei Architektur- und Ingenieurbüros, unter Reisebüros, Reiseveranstaltenden und sonstigen Reservierungsdienstleistenden.

Stark nachgelassen hat der Fachkräftemangel dagegen in diversen Industriezweigen. Relativ wenig betroffen sind derzeit u. a. Herstellende von Leder, Lederwaren und Schuhen, (11 %), von Holz-, Flecht- und Korbwaren (15 %), elektrischen Ausrüstungen (15 %) und von Möbeln (16,5 %) sowie Unternehmen der Metallerzeugung- und Bearbeitung (14 %).

Wie in den Branchen, so zeigen sich auch regional deutlich Unterschiede. Besonders ausgeprägt ist der Fachkräftemangel derzeit in Ostdeutschland mit 40% betroffenen Unternehmen. Zum Vergleich: In Hessen und Rheinland-Pfalz liegt der Anteil bei 32 %. Arbeitgeber in vielen Regionen der ostdeutschen Bundesländer haben aufgrund eines spürbaren Rückgangs der inländischen Erwerbsbevölkerung und der geringen Zuwanderung besondere Schwierigkeiten, qualifizierten Nachwuchs zu bekommen. Gerade strukturschwache ländliche und kleinstädtische Regionen laufen dadurch Gefahr, wirtschaftlich zurückfallen.

„Die Fachkräfteknappheit bleibt weiter ein großes Thema für die Unternehmen in Deutschland, auch wenn sie aufgrund der konjunkturellen Schwächephase erneut etwas zurückgegangen ist“, sagt Dr. Fritzi Köhler. Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Mit 35 % behindert sie immer noch einen erheblichen Teil der Unternehmen. Alle Wirtschaftsbereiche sind betroffen, große Unternehmen etwas häufiger als der Mittelstand. Mit dem erwarteten Anziehen der Konjunktur wird auch der Mangel an Fachkräften sich wieder verstärken. In welchem Ausmaß, hängt davon ab, wie erfolgreich ein Gegensteuern gelingt, etwa mit Anreizen für eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren, mit der Anwerbung und Integration qualifizierter Zuwandernder, bedarfsgerechter Qualifizierung und Umschulung von Arbeitnehmern sowie Maßnahmen zur Steigerung der einzel- und gesamtwirtschaftlichen Arbeitsproduktivität, zum Beispiel durch eine stärkere Digitalisierung“.

Das aktuelle KfW-ifo-Fachkräftebarometer ist abrufbar unter KfW-ifo-Fachkräftebarometer | KfW

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