Pressemitteilung vom 23.01.2025 / KfW, KfW Research

Deutschlands Investitionsentwicklung im internationalen Vergleich schwach

  • Investitionen des Privatsektors 8,3 % unter Wert von 2019
  • Staatliche Investitionsdynamik positiv, aber auch niedrig
  • KfW-Vorstandschef Stefan Wintels: „Müssen handeln, um Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten“

Deutschland droht Gefahr, bei privaten wie öffentlichen Investitionen im internationalen Vergleich abgehängt zu werden. Im dritten Quartal 2024 lagen die Unternehmensinvestitionen in Deutschland preisbereinigt um 6,5 % und die Gesamtinvestitionen des Privatsektors um 8,3 % unter dem Niveau von Ende 2019. In den USA hingegen sind die privaten Investitionen nach einem kurzen Einbruch zu Beginn der Pandemie dauerhaft gewachsen und befanden sich zuletzt um rund 14 % über dem Stand vom vierten Quartal 2019, also dem letzten Quartal vor Ausbreitung des Corona-Virus. Auch in Frankreich und Japan war das Investitionswachstum seit Beginn des Jahrzehnts deutlich stärker als hierzulande.

Das sind Ergebnisse einer vergleichenden Bestandsaufnahme der Investitionstätigkeit durch KfW Research.

„Private und öffentliche Investitionen sind der Schlüssel zu Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum. Zugleich sind sie eine unabdingbare Voraussetzung, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen. Angesichts der schwachen Investitionsdynamik besteht Handlungsdruck. Die KfW wird ihre Verantwortung wahrnehmen und Unternehmen, Privathaushalte und Kommunen bei ihren Vorhaben auch in schwierigen Zeiten wirkungsvoll unterstützen“,

sagte Stefan Wintels, Vorstandschef der KfW.

Beim Blick auf ausgewählte Investitionskategorien sieht es wie folgt aus:

  • Die Ausrüstungsinvestitionen in Deutschland lagen im dritten Quartal 2024 um preisbereinigt rund 9 % unter dem Wert von 2019. In Frankreich unterschritten sie den Vorkrisenwert zuletzt ebenfalls um 8 %. In den USA liegen sie jedoch um 11,5 % über dem Vorkrisenwert und in der EU insgesamt um 1 %. Bei Ausrüstungsinvestitionen handelt es sich um Investitionen in Maschinen, Geräte, Fahrzeuge - das heißt um Ausgaben, die für den Erhalt und Aufbau von Produktionskapazitäten wichtig sind oder der sparsamen Nutzung von Ressourcen dienen.
  • Auch das Wachstum der Investitionen in Geistiges Eigentum (F&E-Ausgaben sowie Softwareinvestitionen) ist in Deutschland im Vergleich zum Ausland gering. Zwar investierten der private und öffentliche Sektor hierzulande im dritten Quartal 2024 11,2 % mehr in Geistiges Eigentum als Ende 2019, in den USA liegen die entsprechenden Investitionen jedoch um 36 % über dem Ausgangswert. Auch in Frankreich legte diese Anlageart um 26,9 % zu. Deutschland fällt also in einer Investitionskategorie zurück, die gerade in Zeiten einer sich abzeichnenden KI-Revolution besonders erfolgversprechend ist.
  • Die Wohnbauinvestitionen in Deutschland lagen zuletzt rund 13 % unter dem Wert von Ende 2019, was auch in etwa dem Investitionsrückgang in Frankreich entspricht. In den USA und der EU hingegen steht hier ein Plus von jeweils gut 1 %. Trotz eines einheitlichen Gegenwinds durch die Zinsanhebungen der Notenbanken war die Investitionsdynamik also auch in dieser Kategorie in Deutschland besonders schwach.
  • Die öffentlichen Investitionen in Deutschland waren zuletzt preisbereinigt immerhin 1,6 % höher als Ende 2019. Damit liegen sie aber rund 9 % unter dem Niveau, das sich bei einer Fortsetzung des Wachstumstrends von 2016 bis 2019 ergeben hätte. Zum Vergleich: In den USA investierte der Staat zuletzt rund 15 % mehr als 2019.

Während die öffentlichen Investitionen direkt politisch steuerbar sind, müssen Unternehmensinvestitionen durch die Beseitigung von Investitionshemmnissen oder Förderungen angeregt werden. Um die wichtigsten Stellschrauben hierfür zu identifizieren, hat KfW Research die Ergebnisse von vier aktuellen Unternehmensbefragungen verglichen:

Insbesondere fällt auf, dass die Energie- und Lohnkosten in der Liste der Investitionshemmnisse stets weit oben stehen. Ähnlich weit oben rangiert meist der Fachkräftemangel. Die Regulierungsdichte, Bürokratie oder gesetzliche Vorgaben werden außerdem besonders häufig als Hemmnis genannt. Die Steuer- oder Abgabenlast liegt – sofern sie abgefragt wurde – im Mittelfeld. Unzureichende Finanzierungsmöglichkeiten oder Finanzierungskonditionen sowie die Infrastruktur werden weniger häufig als Problem angesehen.

An oberster Stelle der Investitionshemmnisse steht bei zwei von vier Befragungsstudien jedoch kein klassisches Standortkriterium, sondern die „gesamtwirtschaftliche Entwicklung“ oder das „schlechte makroökonomische Umfeld“.

Die Studie ist abrufbar unter www.kfw.de/fokus

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