WIN-Initiative - Wachstums- und Innovationskapital für Deutschland

Die WIN-Initiative (Wachstums- und Innovationskapital) wurde ins Leben gerufen, um die jährliche Finanzierungslücke von über 30 Mrd. Euro im Bereich des Wachstumskapitals für Start-ups in Deutschland zu schließen. Ziel ist es sicherzustellen, dass junge Unternehmen in Deutschland Zugang zu ausreichenden Finanzmitteln für erfolgreiches Wachstum haben. Derzeit liegt Deutschland beim Wachstumskapital weit hinter führenden Ländern wie den USA und Großbritannien zurück, was die Innovationsfähigkeit und das Wirtschaftswachstum hierzulande bremst.

Als gemeinsame Initiative von Politik (BKAmt, BMF, BMWK), Wirtschaft und der Start-up-Landschaft zielt die WIN-Initiative darauf ab, die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu stärken und unseren Wohlstand langfristig zu sichern. Zu diesem Zweck fördert die WIN-Initiative eine nachhaltige und zugleich marktwirtschaftliche (das heißt: wirtschaftlich rentable) Steigerung der Finanzierungsmittel für Start-ups. Mit zwei Hebeln gibt WIN einen Anschub für eine breitere Kapitalmobilisierung: erstens durch ein initiales Commitment und zweitens durch ein umfassendes Zehn-Punkte-Maßnahmenpaket, das den Zugang zur Asset-Klasse vereinfacht und verbessert.

Der marktwirtschaftliche Mechanismus für Wachstums- und Innovationskapital stützt sich auf vier zentrale Säulen: Eine verbesserte Verfügbarkeit von Kapital (1. Säule) schafft die Voraussetzung für eine bessere Entwicklung und das erfolgreiche Wachstum von Start-ups (2. Säule). Dies führt mittelfristig zu einer gesteigerten Innovations- und Wirtschaftsleistung (3. Säule) der deutschen Startup-Landschaft. Daraus resultieren attraktive Renditen und Kapitalrückflüsse für Investoren (4. Säule), die wiederum als Wachstums- und Innovationskapital reinvestiert werden können.

Um diesen Mechanismus zu aktivieren, hat ein breites Bündnis von Unterstützern aus Wirtschaft, Verbänden und Politik die WIN-Absichtserklärung unterzeichnet und sich damit sowohl finanziell als auch mit strukturellen Beiträgen verpflichtet.

Das Bündnis der WIN-Initiative hat gemeinsam einen Zehn-Punkte-Maßnahmenplan entwickelt, um das Wachstums- und Innovationskapital für Start-ups in Deutschland zu stärken. Der Plan und die darin enthaltenen Maßnahmen decken alle wesentlichen Bereiche der Wertschöpfungskette ab – von investierbaren Assets, d.h. Start-ups mit vielversprechenden Erfolgsaussichten, bis hin zu den rechtlichen Rahmenbedingungen für Investitionen. Die Umsetzung der Maßnahmen wird durch die Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft und dem Start-up-Ökosystem getragen.

1. Ausbau der Kooperationen zwischen Hochschulen, Investoren und Unternehmen
   Der EXIST-Leuchtturmwettbewerb Start-up Factories ist ein zentrales Element der Start-up-Strategie der Bundesregierung deren Umsetzung von UnternehmerTUM unterstützt wird. Im Umfeld gründungsstarker Hochschulen sollen im Rahmen des Wettbewerbs fünf bis zehn exzellenzorientierte Entitäten („Factories“) aufgebaut werden.
   Oberstes Ziel ist es, die Zahl innovativer und wissenschaftsbasierter Ausgründungen zu steigern. Die Factories werden unternehmerisch aufgesetzt, die Finanzierung der Anlaufphase muss zu mindestens 50 % aus privaten Mitteln erfolgen. Am 1. Juli 2024 ist eine Konzeptphase mit 15 von einer Expertenjury ausgewählten Projekten gestartet. Die Projekte repräsentieren mehr als 100 Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie private Unternehmen und Investoren. Für die Umsetzungsphase werden im Frühjahr 2025 fünf bis zehn Projekte ausgewählt. Kooperationen und Matchmaking zwischen Start-ups, Wissenschaft, Investoren und etablierter Wirtschaft finden zudem im de:hub-Netzwerk statt. Bis Ende Juni 2024 konnten Vorschläge für neue Standorte eingereicht werden, insbesondere in neuen Regionen und Sektoren. Die Gewinner werden auf dem Startup Germany Summit präsentiert. Weitere Maßnahmen, um die Kooperation zwischen Hochschulen, Forschenden, Investoren und Unternehmen zu erhöhen, werden ausdrücklich begrüßt.
2. Etablierung von Wachstums- und Innovationskapital als Anlageklasse für vermögende und andere geeignete Privatpersonen
   Eine Investition in Wachstums- und Innovationskapital mit guten Rendite-Risiko-Verhältnissen soll verschiedenen Marktakteuren offen stehen. Die Etablierung der Anlageklasse unter Privatpersonen, für die diese Anlageklasse geeignet ist, kann einen erheblichen Kapitalpool erschließen. Es wird daher aus der Gruppe der an WIN teilnehmenden Unternehmen heraus beabsichtigt, für diese Zielgruppe geeignete Vehikel (z.B. über ELTIFs) zur Mobilisierung von Kapital aufzusetzen.
3. Stärkung von Dachfondsstrukturen
   Die Etablierung zielgerichteter Dachfonds-Konstrukte ist für das Ökosystems essenziell, um Kleinteiligkeit zu reduzieren und Risikodiversifizierung zu vereinfachen. Diese Strukturen sollen daher gestärkt werden. Neben der Verbesserung steuerlicher Rahmenbedingungen, die insbesondere Investitionen durch Dachfondsstrukturen attraktiver machen (siehe auch Maßnahme 9), soll als gezielter Beitrag der Erfolg des Wachstumsfonds Deutschland weitergeführt werden.
   Der Wachstumsfonds hatte im November 2023 sein erfolgreiches Final Closing und investiert schwerpunktmäßig in europäische VC-Fonds. Er ist mit einem Volumen i. H. v. 1 Mrd. EUR einer der größten Fund-of-Funds, die jemals in Europa aufgesetzt wurden. Rund zwei Drittel des eingeworbenen Kapitals stammt von privaten Investoren. Darauf aufbauend startet KfW Capital noch im Jahr 2024 mit der Konzeption eines Folgeprodukts, welches 2026 ins Fundraising gehen wird. Bis zu diesem Zeitpunkt wird der Vorgängerfonds über 70 % seines Kapitals zugesagt haben, was eine mit den Investoren vereinbarte Voraussetzung für das Aufsetzen des Folgefonds ist.
4. Finanzierungslösungen für CleanTech-Scale-ups
   Für innovative Scale-ups aus dem CleanTech Segment in Deutschland besteht ein Finanzierungsbedarf, insbesondere in der Skalierungsphase, der von bestehenden Finanzierungsangeboten derzeit nicht hinreichend bedient wird. Betroffen sind besonders junge Unternehmen, die im Anschluss an die Produktentwicklung und die Entwicklungen von Pilotfabriken, Fremdkapital (FK) für den Aufbau der industriellen Produktion benötigen. Um diesen Finanzierungsbedarf zu adressieren, prüft der Bund, wie in diesem spezifischen Segment private Investoren durch öffentliche Unterstützung mobilisiert werden können. Dazu erwägt der Bund, über die KfW, Investitionsmittel auf Pari Passu-Basis bereitzustellen.
5. Heranführung von Investoren an Wachstums- und Innovationskapital durch Know-how-Transfer
   Entsprechendes Know-how und eine dazu passende Investitionskultur auf Investorenseite sind Grundvoraussetzung für Investitionen in Wachstums- und Innovationskapital. Zu deren Stärkung dienen Initiativen finanzieller Bildung, die den Grundstein für Kapitalmarkt-Know-how und Investitionskultur legen. Dafür werden verschiedene an WIN teilnehmende Akteure ihre Aktivitäten im Bereich finanzieller Bildung weiterführen und bei Bedarf gezielt erweitern. Ebenso entscheidend dafür ist auch die Initiative finanzielle Bildung der Bundesregierung.
   Darüber hinaus müssen (potenzielle) Investoren gezielt durch Know-how-Transfer von bereits in Wachstums- und Innovationskapital investierten Akteuren an die Assetklasse herangeführt werden. Die KfW weitet zu diesem Zweck über ihre Tochter KfW Capital ihr Engagement zum Know-how-Transfer aus. Hierzu wird die KfW Capital ihre VC Academy 2024 und in den folgenden Jahren fortführen und verbreitern, zusätzlich wird 2025 eine neue Trainingsreihe für potenzielle Limited Partner (LP) durchgeführt.
   Daneben leisten die von der Bundesregierung zusammen mit UnternehmerTUM initiierten und etablierten Formate „Family Office Initiative“ und „Stiftungs-Round Table“ einen wichtigen Beitrag, weitere Investorengruppen für die Start-up-Finanzierung in Deutschland zu gewinnen. Die Teilnehmenden der Family Office Initiative haben sich unter anderem im Zusammenhang mit dem Wachstumsfonds Deutschland und den Start-up Factories engagiert. Auf dem Stiftungs-Round Table finden unter Beteiligung der KfW Capital regelmäßig Austausche statt, wie Investitionen von Stiftungen in den VC-Markt attrahiert werden können.
6. Steigerung der WIN-Investitionen durch öffentliche Kapitalsammelstellen
   Zur Steigerung der WIN-Investitionen durch öffentliche Kapitalsammelstellen hat die Bundesregierung eine Studie beauftragt, die eine Bestandsaufnahme relevanter öffentlicher Fonds und deren VC-Investitionen enthalten wird sowie Möglichkeiten aufzeigen soll, mehr VC-Investitionen durch öffentliche Fonds zu mobilisieren. Die Studienergebnisse werden voraussichtlich im Frühjahr 2025 vorliegen. Sowohl der KENFO (Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung) als auch perspektivisch die Stiftung Generationenkapital haben bzw. werden die Möglichkeit haben, in die Assetklasse VC zu investieren.
7. Verbesserung der IPO-/Exit-Rahmenbedingungen (Maßnahmenbündel)
   Mit dem Zukunftsfinanzierungsgesetz hat die Bundesregierung bereits erste wichtige Maßnahmen auf den Weg gebracht, um die Rahmenbedingungen gerade für Startups zu verbessern. Es ist aber nur ein Meilenstein, kein Schlusspunkt. Die spätere Möglichkeit eines Exits über einen IPO an der Börse bildet für Venture Capital Investoren einen wichtigen Gesichtspunkt für ihre Entscheidung, in ein Startup zu investieren. Wir wollen deshalb die Bedingungen für IPOs weiter verbessern, um noch stärkere Anreize für Venture Capital Investitionen in Deutschland zu setzen.
   Auf europäischer Ebene haben wir uns in den Verhandlungen zum Listing Act erfolgreich dafür eingesetzt, dass die Mindest-dauer bei einem öffentlichen Angebot von Aktien von sechs auf drei Tage verkürzt wird. Außerdem werden wir ermöglichen, dass Unternehmen Wertpapiere bis 12 Mio. Euro öffentlich anbieten können, ohne hierfür ein Prospekt erstellen zu müssen. Bislang ist dies nur bis 8 Mio. Euro möglich. Ebenso wollen wir den Emittenten ermöglichen, Wertpapierprospekte vollständig, d.h. inkl. der Zusammenfassung, in englischer Sprache zu erstellen. Zudem ist die BaFin bestrebt, Prospekte noch schneller zu billigen. Ein entsprechendes Beschleunigungskonzept wird bereits erprobt. Dieses bewirkt bereits, dass die von der WIN-Initiative angestrebte Dauer von 6 bis 8 Wochen für die Billigung von Prospekten im regulierten Markt schon heute geübte Praxis der BaFin ist. Darüber hinaus möchten wir Aktiengesellschaften ermöglichen, in ihren Satzungen einen Nennwert für Aktien ab 0,01 Euro (bisher ab 1,00 Euro) vorzusehen.
   Mit diesen Maßnahmen wollen wir die internationale Attraktivität unseres Finanzplatzes stärken und das Angebot ausländischer Wertpapiere in Deutschland erleichtern.
8. Evaluierung eines Sekundärmarktes für Venture Capital-Fonds-Anteile
   Die Etablierung eines Sekundärmarkts für VC-LP-Fondsanteile ist ein wichtiger Schritt zum Ausbau des europäischen VC-Ökosystems, um die Liquidität und Attraktivität der Assetklasse für LPs zu stärken. Es wird daher aus der Gruppe der an WIN teilnehmenden Unternehmen heraus evaluiert, inwiefern ein Marktplatz für Sekundärtransaktionen geschaffen werden kann, an dem LP-Anteile an ausgewählten Venture Capital Fonds vermittelt werden.
9. Verbesserung der steuerlichen Rahmenbedingungen für Investitionen in Wachstums- und Innovationskapital (Maßnahmenbündel):
   Die steuerlichen Rahmenbedingungen sind ein wichtiger Faktor für Investitionsentscheidungen. Mit dem Zukunftsfinanzierungsgesetz hat die Bundesregierung bereits erste, entscheidende Verbesse-rungen der Rahmenbedingungen für Startups auf den Weg gebracht. Hier wollen wir jedoch nicht stehenbleiben. Vorgesehen ist daher, die Möglichkeiten für Fonds, die unter das Investmentsteuergesetz fallen, zu erweitern, in gewerblich tätige Personengesellschaften und damit auch in gewerbliche VC-Fonds zu investieren.
   Zudem soll der Höchstbetrag für die Übertragung von stillen Reserven aus der Veräußerung von Anteilen an Kapitalgesellschaften, die im Betriebsvermögen gehalten werden, auf Reinvestitionen in § 6b Absatz 10 EStG (sog. „Roll-over“) erhöht werden. Weitere Vorschläge für steuergesetzliche Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung des Standorts Deutschlands werden noch unter Berücksichtigung des Beihilferechts geprüft.
10. Modifikation der Anlageverordnung
    Mit dem 2. Betriebsrentenstärkungsgesetz planen wir Modifikationen an der Anlageverordnung, die es kleinen Versicherern und Pensionskassen erleichtern sollen, mehr in ertrag- und risikoreichere Anlageklassen wie z.B. Venture Capital zu investieren. Dafür planen wir u.a. die Quote für Risikokapitalanlagen von 35 auf 40 % zu erhöhen. Außerdem planen wir die Einführung einer Infrastrukturquote von 5 %, wobei die darin einbezogenen Anlagen (z. B. Beteiligungen) nicht auf die Risikokapitalanlagenquote oder andere Quoten der Anlageverordnung angerechnet werden sollen. Im Versicherungsaufsichtsgesetz planen wir darüber hinaus, die Bedeckungsvorschriften für Pensionskassen zu lockern, sodass eine flexiblere Kapitalanlage ermöglicht wird.