Long Beach in Kalifornien ist einer der größten Häfen weltweit. Mehrere Dutzend „Automated Guided Vehicles“ aus Deutschland sind für den Container-Transport im Einsatz – ohne Fahrer und batteriebetrieben. Die KfW unterstützt das umweltfreundliche Projekt.
Es ist eine Szene wie aus einem Science-Fiction-Film, fast schon gespenstisch. Riesige Quader auf vier Rädern bewegen sich über das Hafengelände. Sie fahren geradeaus, nehmen Kurven, halten an. Es gibt keinen Aufbau, keine Fahrerkabine, vor allem aber keinen Menschen weit und breit. Wie von Geisterhand gelenkt steuern Dutzende dieser Fahrzeuge zielstrebig zum nächsten Kran an der Kaikante. Dort halten sie an, warten, bis der Container auf sie hinabgesenkt wird, und bringen die Fracht zu ihrem Abstellplatz.
In Long Beach in Kalifornien, einem der größten Häfen der Welt, ist das Realität. Mehrere Dutzend der sogenannten Automated Guided Vehicles – kurz AGV – sind dort seit zwei Jahren im Einsatz; bis zum Abschluss des Projekts werden es 72 sein. Die AGV bewegen sich nicht nur fahrerlos, sondern auch batteriebetrieben und emissionsfrei.
GRÜNE RIESEN
Automated Guided Vehicles bringen Güter führerlos ans Ziel: Impressionen aus Long Beach in Kalifornien (KfW Bankengruppe/MEHR+).
Der chinesische Logistikkonzern Orient Overseas Container Line (OOCL) übernahm die Umrüstung auf die umweltfreundlichen Transporter. Die AGV sind aus zwei Gründen besonders geeignet für den „Green Port“ Long Beach: Zum einen hat der US-Bundesstaat Kalifornien strenge Umweltgesetze. Zum anderen ist Umweltverantwortung ein Grundwert des Hafenbetreibers OOCL. So hat sich der „Green Port“ die Vermeidung von CO₂-, Stickstoff- und Partikelemissionen selbst auferlegt. Bereits mehrfach ist der Hafen für seine engagierte Umweltpolitik ausgezeichnet worden.
Die Technik der „Automated Guided Vehicles“ sucht weltweit ihresgleichen: Die Transporter vermögen Container mit bis zu 70 Tonnen Last und bis zu 45 Fuß Länge zwischen Kai und Lager zu bewegen. Sie fahren vorwärts, rückwärts, seitwärts. Auf der Geraden erreichen sie eine Geschwindigkeit von sechs Metern pro Sekunde (knapp 22 Kilometer pro Stunde). Eine speziell dazu entwickelte Software und im Boden des Hafenterminals eingelassene Transponder sorgen für eine kollisionsfreie Flottensteuerung.
Die Batterie hat das Gewicht eines Transporthubschraubers
Die wohl größte Errungenschaft der Fahrzeuge befindet sich unterhalb der Ladefläche: die Batterie. Mit elf Tonnen Gewicht wiegt sie so viel ein Transporthubschrauber der Bundeswehr. In nur fünf Minuten kann sie an der Wechselstation vollautomatisch ausgetauscht werden. Der geringere Stromverbrauch der Batterie entspricht einem Vergleichswert von drei Litern Diesel. Der Batteriebetrieb reduziert die Schadstoffemissionen im Terminal und sorgt für weniger Lärmbelastung. Ein weiterer Vorteil: die Energieeffizienz. Die spielt eine entscheidende Rolle bei dem hohen Energiebedarf von Verladesystemen in Häfen.
Die AGV sind ein Musterbeispiel für Spitzentechnologie aus Deutschland. Hersteller ist das Düsseldorfer Unternehmen Terex MHPS GmbH. Die KfW hat über ihre Tochter KfW IPEX-Bank die insgesamt 72 umweltfreundlichen Fahrzeuge inklusive Zubehör finanziert.
Patrick Joch, Vice President Transport- und Soziale Infrastruktur, KfW IPEX-Bank: „Mit unseren Finanzierungen geben wir wichtige Impulse für deutsche und europäische Exporteure.“ 2014 wurden die Finanzierungsverträge über 81 Millionen US-Dollar mit der OOCL unterzeichnet. Ziel ist die Entstehung eines hochmodernen Containerterminals mit einer Endkapazität von 3,3 Millionen TEU pro Jahr. Ein TEU (Twenty Foot Equivalent Unit) entspricht der Größe eines Standardcontainers.
„Es ist unsere Premiere in den USA“
Bereits bisher kamen AGVs in großen europäischen Häfen wie Rotterdam und Hamburg zum Einsatz. An der Elbe sind im Terminal Altenwerder von 86 automatisierten Fahrzeugen zehn batteriebetrieben. Mit der Lieferung der AGVs in die USA erschließt die Firma Terex einen neuen Markt. Dr. Mathias Dobner, Geschäftsführer Terex MHPS GmbH: „Es ist unser erster Export von AGVs außerhalb Europas und gleichzeitig unsere Premiere in den USA – unser Beitrag zu nachhaltiger grüner Hafenlogistik.“
Dieser Schritt war dank der Unterstützung der KfW möglich: „Die KfW IPEX-Bank finanziert Ausrüstung, die wir hier in Düsseldorf herstellen. Sie ist wesentlicher Bestandteil dieses umweltfreundlichen, emissionsfreien Projekts in Kalifornien“, so Dr. Mathias Dobner. Und Christian K. Murach, Mitglied der Geschäftsführung der KfW IPEX-Bank, fügt hinzu: „Mit dieser Finanzierung ‚grüner‘ Spitzentechnologie unterstützen wir erstmals einen deutschen Hersteller von Hafenausrüstungen im wichtigen Wachstumsmarkt USA.“
Ende der 80er Jahre, lange vor dem Kyoto-Protokoll und der Elektromobilität, entwickelte Terex als erstes Unternehmen weltweit automatisierte Transportfahrzeuge. Heute ist das Unternehmen Marktführer. In über 20 Jahren hat Terex MHPS 650 der vollautomatisierten Fahrzeuge verkauft. Das Werk, in dem die AGV gefertigt werden, hat eine lange Tradition in der Metallverarbeitung.
Seit Gründung 1906 wurden hier Kräne hergestellt, vom größten Autokran bis zum stärksten Raupengitterkran der Welt. Heute arbeiten 700 Angestellte im Werk. Kräne heben dicke Stahlbleche zum Schweißen und Schneiden durch die Industriehallen. In der Halle für die vollautomatisierten Fahrzeuge steht das frisch lackierte Chassis eines AGVs. Die Lieferung der Karosserie erfolgt im Stück, die Ausrüstung mit Motoren, Fahrwerk, Hydraulik und Elektronik auf Kundenwunsch.
Der „Green Port“ ist nur eines von vielen Projekten der KfW, die dem Umwelt- und Klimaschutz dienen. Die KfW unterstützt auch den Kauf von gewerblich genutzten Elektro-, Hybrid- und Brennstoffzellenfahrzeugen, ebenso biomethan- und erdgasbetriebene leichte Fahrzeuge. Die Errichtung von Ladestationen für Elektrofahrzeuge und Betankungsanlagen für Wasserstoff kann mit diesem Programm auch finanziert werden. Die KfW sieht sich als starken Partner der Energiewende in Deutschland und weltweit.
Zu diesen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen leistet das dargestellte Projekt einen Beitrag
Ziel 9: Widerstandsfähige Infrastruktur und nachhaltige Industrialisierung
Eine nicht vorhandene oder marode Infrastruktur hemmt die Wirtschaftlichkeit und fördert so die Armut. Beim Aufbau der Infrastruktur sollte der Aspekt der Nachhaltigkeit im Vordergrund stehen, zum Beispiel mit der Förderung von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln. Auch Fabriken und Industriestätten sollten nach ökologischen Gesichtspunkten nachhaltig produzieren, um eine unnötige Umweltbelastung zu vermeiden. Quelle: www.17ziele.de
Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.
Auf KfW Stories veröffentlicht am 17. März 2017, aktualisiert am 27.01.2017
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